Wer auf der Suche nach Gebrauchtwagen ist, muss sich zwangsläufig auch mit möglichen Betrügereien auseinandersetzen. Am Tacho drehen ist auch heutzutage ein beliebter Weg, den Autowert eines Fahrzeugs ganz einfach zu erhöhen. Im Nachfolgenden erfahren Sie, warum die Manipulation der Laufleistung stattfindet, welche rechtlichen Konsequenzen das haben kann und wie Sie sich vor diesem Betrug schützen können.
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Am Tacho drehen – warum ist diese Masche so beliebt?
Wird ein Fahrzeug bewertet, so spielt auch der Kilometerstand – also die Laufleistung – eine wichtige Rolle. Dabei gelten gewisse Grenzen. Erreicht ein Kraftfahrzeug beispielsweise 50.000 oder 100.000 Kilometer, wirkt es direkt weniger attraktiv. Es erzielt einen im Regelfall einen geringeren Preis. Findige Verkäufer kommen deshalb regelmäßig auf die Idee, die Laufleistung zu manipulieren. So werden aus 130.000 Kilometer plötzlich 90.000 Kilometer. Die Intensität der Manipulation kann dabei gewaltige Ausmaße annehmen. Das Auto erzielt einen besseren Verkaufspreis, weil es scheinbar mehr wert ist.
Wie wird das durchgeführt?
Laut auto-motor-und-sport.de genügen mittlerweile einige kleinere Werkzeuge und etwa eine Minute dazu, um einen Kilometerstand gewinnbringend zu verändern. Das ist den Digitaltachos geschuldet, deren Anzeige irgendwo im Speicher des Fahrzeugs verwahrt wird. Wird dieser Wert verändert, ändert sich auch die Laufleistung. Meistens ist diese Umschreibung nicht nachweisbar.
Möchte man bei älteren Fahrzeugen am Tacho drehen, so sind tatsächlich Handgriffe notwendig. Das ist für Experten allerdings auch kein Problem, sodass auch hier von einer hohen Zahl an Tachomanipulationen ausgegangen werden muss.
Wann ist das am Tacho drehen erlaubt?
Generell gibt es nur einen einzigen Grund, weshalb am Tacho gedreht werden darf: Beim Erwerb neuer Instrumente für die Armaturen. In diesem Falle muss die Laufleistung natürlich an den tatsächlichen Kilometerstand des Kraftfahrzeugs angepasst werden. Ansonsten gilt: Der Kilometerstand sollte stets unberührt bleiben.
Welche Strafen gibt es für die Tachomanipulation?
Der Gesetzgeber gibt in §22b StVG (Straßenverkehrsgesetz) an, dass die Manipulation des Wegstreckenzählers mit einem Jahr Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe belegt werden kann. Dabei handelt es sich allerdings nur um die gesetzliche Strafe. Wer ein manipuliertes Fahrzeug verkauft hat und für das am Tacho drehen verantwortlich gemacht werden kann, darf sich auf die Zahlung von Schadenersatz vorbereiten. Für Autohändler, die so etwas durchführen, könnten weitere Konsequenzen drohen.
Wie hoch können die Schäden durch am Tacho drehen ausfallen?
Der Käufer, der ein manipuliertes Fahrzeug gekauft hat, kann aufgrund der veränderten Kilometerstände schnell mehrere Tausend Euro zu viel bezahlen. Es sind Fälle bekannt, in denen die Laufleistung derart verändert wurde, dass das Auto am Ende 9.000 Euro mehr wert war. Generell gilt: Je neuer die Kraftfahrzeuge sind und je mehr Kilometer abgezogen wurden, desto höher ist auch der Schaden für den Käufer. Der gesamtheitliche Schaden durch Tachomanipulation in Deutschland geht wohl jährlich in die Millionen.
So erkennen Sie ein manipuliertes Fahrzeug
Professionelle Tachomanipulationen lassen sich heutzutage leider kaum erkennen. Digitale Spuren sind kaum vorhanden – das Service-Heft lässt sich relativ einfach anpassen. Hauptsächlich können Sie das „am Tacho drehen“ also aufdecken, wenn es dilettantisch oder in extremen Maßen durchgeführt wurde. Ansonsten bleibt nur der gesunde Menschenverstand: Haben Sie bei einem Kraftfahrzeug ein schlechtes Bauchgefühl, so können Sie sich darauf verlassen und andere Angebote wahrnehmen.
Abweichungen zwischen Zustand und Kilometerstand
Wird der Kilometerstand beispielsweise von 160.000 Kilometern auf 90.000 Kilometer heruntergeregelt, lassen sich womöglich Spuren finden. Ein Blick auf das Interieur und dessen Abnutzung verrät, ob die Gebrauchsspuren entsprechend der Laufleistung ausfallen. Sind bei einem Auto mit wenig Kilometern auf der Uhr beispielsweise enorme Abnutzungserscheinungen vorhanden, kann das ein Zeichen für Tachomanipulation sein. Auch der Zustand von Bremsen und Co. kann ins Verhältnis gesetzt werden.
Ist das Scheckheft plausibel?
Normalerweise werden im Service-Heft (Scheckheft) alle Termine in der Werkstatt vermerkt – mit der entsprechenden Laufleistung. Wer Zeit und Muße hat, kann diese Kfz-Werkstätten kontaktieren und erfragen, inwieweit sich das Fahrzeug tatsächlich dort befand und welche Laufleistung notiert wurde. Ist kein Service-Heft vorhanden und lässt der Kilometerstand Zweifel zu, könnte das womöglich für das am Tacho drehen sprechen.
Lässt sich das am Tacho drehen verhindern?
Theoretisch könnten Kfz-Hersteller kleine Chips in Kraftfahrzeuge einbauen, die das Manipulieren der Laufleistung effektiv verhindern. Bisher ist das aber nicht der Fall, sodass munter weiter manipuliert werden kann. Ob und wann eine Lösung gegen diesen Betrug geschaffen wird, ist bisher unklar. Bis dahin helfen nur Recherchen und das Auswählen seriöser Händler dabei, um den Betrug herumzukommen. Wer feststellt, dass die Laufleistung seines Fahrzeugs manipuliert ist und Beweise vorlegen kann, kann sich selbstverständlich an einen Rechtsbeistand wenden und Schadenersatz fordern. Wie die Erfolgsaussichten sind, ist vom Fall und seiner Beweislage abhängig.