Auto mit Chiptuning verkaufen – wie verhält sich der Kfz-Wert?

Chiptuning lässt bei einigen Autofahrern die Herzen höher schlagen. Bei anderen hingegen schrillen die Alarmglocken. Der Eingriff in die Motorsteuerung polarisiert in den meisten Fällen; Skepsis und Überzeugung reichen sich die Hand. Zeit, sich dem Thema näher zu widmen und Überlegungen anzustellen, wie man ein Auto mit Chiptuning verkaufen kann.

Was ist Chiptuning überhaupt?

Unter dem Begriff Chiptuning fallen prinzipiell zwei Methoden der Leistungssteigerung: Die sogenannte Kennfeldoptimierung und die Tuning-Box. Beide Varianten zielen darauf ab, Leistung und Drehmoment von Kraftfahrzeugen zu erhöhen. Das funktioniert, indem Motoreinstellungen verändert oder Sensor-Messwerte manipuliert werden. Zündzeiten, Einspritzmengen und/oder Ladedruck erfahren eine Anpassung, die wiederum zu einem höheren Drehmoment und einer gesteigerten Leistung führt.

Wo kommt die Mehrleistung her?

Ob und inwieweit die beim Chiptuning generierten Zugewinne wirklich aus nicht benötigten Reserven stammen, ist umstritten. Häufig wird argumentiert, dass moderne Motoren verborgene Leistungstoleranzen haben, um beispielsweise bei besonders hohen oder niedrigen Temperaturen ordnungsgemäß funktionieren können. Derartige Extreme existieren in Deutschland nicht, sodass diese Reserven – zumindest laut Chiptuning-Anbietern – problem- und gefahrlos abgerufen werden können.

Das heißt: Leistung und Drehmoment des Chiptunings ergeben sich zum größten Teil aus der Ausnutzung von Reserven. In spezialisierten Fällen kann es sich beim Chiptuning aber auch um die Anpassung des Motors an andere Komponenten handeln.

Welche Leistungssteigerungen sind erreichbar?

Die Wirksamkeit eines Chiptunings wird in drei Bereiche unterteilt:

  1. Die Leistung.
  2. Das Drehmoment.
  3. Der Kraftstoffverbrauch.

Dazu gesellen sich andere Optionen, wie etwa die Aufhebung oder Erhöhung der einprogrammierten Maximalgeschwindigkeit oder die Verringerung der Schaltzeiten von Automatikgetrieben. Generell gilt: Wer lange Freude an seinem Auto haben möchte, sollte nicht auf exorbitante Leistungssteigerungen zurückgreifen. Realistisch sind Bereiche zwischen 10 Prozent und 30 Prozent im Bereich der Leistung. Das Drehmoment passt sich dieser Erhöhung in etwa an – und ist schlussendlich übrigens der Faktor, der das Chiptuning überhaupt bemerkbar macht.

In puncto Kraftstoffverbrauch kann das Chiptuning ebenfalls Optimierungen erzielen, da bei gleicher Beschleunigung früher geschaltet werden kann, wenn es die Drehmomentkurve zulässt. Andererseits versprechen die neuen motortechnischen Möglichkeiten eine Menge Fahrspaß – für Bleifüße ergibt sich also keine Ersparnis.

Tuning-Box oder Kennfeldoptimierung?

Wer sich mit dem Eingriff in die Motorsteuerung beschäftigt, wird auf die sogenannte Tuning-Box und die Kennfeldoptimierung stoßen. Bei der Tuning-Box handelt es sich um ein separates Steuergerät, das an einen Anschluss im Motorraum geschlossen wird. Die Box gaukelt dem Motor andere Messwerte vor, auf die die Maschine wiederum mit mehr Leistung reagiert. Als Vorteil wird oft genannt, dass die eigentliche Motorsteuerung nicht manipuliert wird. Andererseits sind diese Boxen mitnichten individuell auf den Motor abgestimmt und inwieweit die Dauerbelastung durch falsche Werte schonend ist, ist fraglich.

Bei der Kennfeldoptimierung hingegen wird die Originalsoftware angepasst oder direkt überspielt. Wer auf einen professionellen Dienstleister zurückgreift, erhält eine maßgeschneiderte Anpassung und ein Backup der alten Software. Der Vorteil: Es wird keine Tuning-Box benötigt und bestenfalls basieren die Anpassungen auf den individuellen Werten des betroffenen Motors. Der Nachteil: Wer es beim Service-Termin mit einem übereifrigen Kfz-Mechaniker zu tun bekommt, der die Software aktualisiert, ist sein Chiptuning gleich wieder los.

Eintragen vs. Erwischt werden

Vor allem, wenn Sie ein Auto mit Chiptuning verkaufen wollen, sollte eine Eintragung vorliegen. Denn ab einer bestimmten Leistungssteigerung muss eine Abnahme stattfinden. Außerdem möchte die Versicherung darüber informiert werden. Wer das nicht macht, fährt theoretisch ohne gültige Betriebserlaubnis. In Folge drohen hohe Bußgelder und gegebenenfalls eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung, weil sich womöglich die Abgaswerte verändert haben.

Auto mit Chiptuning verkaufen – das sollten Sie unbedingt beachten

Wer sein Auto mit Chiptuning verkaufen möchte, muss wahrscheinlich in erster Linie an den richtigen Käufer gelangen und eine genaue Dokumentation vorweisen können. Stellt sich heraus, dass die Kennfeldoptimierung von einem Hinterhof-Bastler stammt oder die Tuning-Box für 19,99 Euro auf eBay erworben wurde, hat das erhebliche Auswirkungen auf den Autowert (und wahrscheinlich auch auf die Qualität des Fahrzeugs). Denkbar wären beispielsweise Nachweise in Form von Rechnungen, Prüfstandsberichten und anderen Informationen, damit sich der Käufer auf der sicheren Seite sieht. Wurde das Chiptuning nicht übertrieben und steht ein seriöser Anbieter dahinter, so kann die Leistungssteigerung womöglich sogar einen Mehrwert darstellen.

Täuschungsabsichten als Verkäufer

Wer das Chiptuning beim Autoverkauf verschweigt, kann schwerwiegende Probleme bekommen. Denn dabei handelt es sich um arglistige Täuschung, die mit hohen Strafen verbunden sein kann. Deshalb sollte auf das Verschweigen verzichtet werden. Transparenz und Ehrlichkeit zahlen sich in der Regel aus.

Fazit: Wertgewinn oder Wertverlust?

Ob ein Chiptuning beim Auto verkaufen einen Wertgewinn oder -verlust darstellt, ist kaum pauschal zu beantworten. Moderne Fahrzeugbewertungen kalkulieren diesen Punkt oftmals nicht mit ein. Fest steht: Wer an dieser Stelle intransparent agiert, wird auf jeden Fall Wertverluste hinnehmen müssen oder das eigene Auto gar nicht verkaufen können. Wer hingegen ein vernünftiges Chiptuning eines renommierten Anbieters belegen kann, hat bessere Karten und macht sein Kfz damit womöglich sogar attraktiver.

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